Segeln in der Karibik
 
SWAN 43

Rasmus

 

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14.01.07

Törn 1 - die Klassiker
Puerto la Cruz, Marina Bahia Redonda, am Freitag, den 18. November 2006. Die Rasmus ist fertig, wir auch. Aber nein, nicht ganz so, wie sich das jetzt anhört…

Gute 6 Monate auf dem Trockenen tun dem Schiff gut, weil – in der richtigen Gegend – alles schön trocknen kann. Im Gegenzug aber legt sich eine dreckige Staub-Sandschicht über das Deck, zieht sich durch eigentlich nicht vorhandene Ritzen bis ins letzte Schapp, viele der unzähligen beweglichen Teile bewegen sich nicht mehr (oder nur träge, quietschend, schwer), da rostet was, dort ist eine Reparatur unvermeidlich. Ächzend wirkt die Rasmus – naja, halt so gar nicht in ihrem Element…

Während ich in den kühlen Bergen Venezuelas Spanisch lerne, krempelt Dieter (auch wegen der Hitze) die Ärmel seiner T-Shirts hoch und hackelt 10 Tage, bis das Schiff wieder dort ist, wo es hingehört – im Wasser. Und nach einer weiteren Woche Marinaleben sind wir am 18. November alle drei fertig und vorbereitet für eine neue Saison, die mit der Ankunft von Anja und Rainer beginnen wird.

Anja und Rainer kommen spät, sehr spät oder auch: nur 10 Minuten nachdem wir, des Wartens müde, ins Bett gegangen sind. Ihr Gepäck hat’s nicht geschafft, kommt aber – gegen alle Erwartung, ich geb’s zu! – am Samstag, wo eigentlich Ingrid hätte kommen sollen… Ingrid ist dann, gemeinsam mit ihrem Gepäck am Sonntag Mittag am Schiff – eigentlich keine Werbung das, aber alles in Wahrheit nur halb so schlimm, oder?

Also, auf geht’s, der Törn kann beginnen!

Er beginnt, der Törn, mit Delfinen, Delfinen, Delfinen, verspielt und neugierig, einem Hai, der’s überleben wird, an der Angel und tollem Wind nach Margarita. Klassisch, eigentlich.

Der Stopp in Porlamar ist etwas länger – Ingrig initiiert Ausflüge, Anja bummelt, kauft sich aber nichts und Rainer, Rainer ist so überhaupt kein Einkaufstyp. Doch nach einigen gemütlichen und ruhigen, weil alleinigen!, Cafe Negros und noch vorm ersten, nachmittäglichen Polar besitzt er neue Schuhe. Organisation ist alles!

Und dann geht’s weiter. Bei gutem Wetter auf die Testigos und, weils nicht lange so bleiben soll, am NÄCHSTEN! Tag gleich weiter Richtung Grenada. Auf den Testigos sein und nicht Schnorcheln – ein Skandal, den auch die Dorade, die den Biss nach unserem Köder nicht überlebt, nicht vergessen machen kann!

Und außerdem ist "Richtung Grenada" in Wahrheit vollkommen übertrieben, denn der altbekannte Strom drückt uns hinauf nach Norden – und dabei würde es am Kompass so gut ausschauen… Um Mitternacht, nach 14 Stunden Am-Wind-Segeln, sind wir 55 sm westlich! von Carriacou, sieben Stunden später, 30 sm westlich! von Grenada. Auf die Kreuz und Ankommen ist so wunderschön, auch wenn’s erst in neun Stunden sein wird.

Am nächsten Tag werden wir im Jachtclub von St. George’s mit Seglergeschichten von Nobby darauf eingestimmt: hier beginnt ein weiterer Klassiker, der von Grenada nach Martinique!

Eine "abwechslungsreiche Fahrt entlang der windgeschützten Westkueste Grenadas" nach Carriacou. Nicht ganz so wie aus dem Prospekt, aber auch nicht ganz so mühsam wie ich gerne tu! Nach dem Ausklarieren in Hillsborough ein Roti in der Bar am Strand, keine Mooring, sondern Ankern in Clifton und endlich, endlich schwimmen, schnorcheln, Strand – vor uns ein Riff, dann Meer, dann irgendwo, weit weg, Afrika. Und nirgendwo der Schiefe Turm von Pisa, das ist gut für Rainer, denn das letzte Mal war er (der Turm) nämlich gerade auf dem Film den er (Rainer) in den Tobago Cays ein zweites Mal belichtete…

Weiter, weiter mit den Klassikern. Ganz schön windig war’s bei der Überfahrt nach Bequia und gespritzt hat’s – ja, Dieter, wir erinnern uns – so stark, dass Ingrid ihren geliebten Stehplatz an den Luvwanten gegen das etwas! trockenere Cockpit getauscht hat. Und das heißt was. Aber schön war’s und schnell waren wir und Kenmore hat uns fotografiert; Rainer an der Winsch! Und dann, ein spätnachmittäglicher Spaziergang durch’s beschauliche Bequia, ein Sundowner im Frangipani, nicht direkt unter den Palmen…

Unser nächstes Ziel, auch irgendwie klassisch, die Requisiten von "Fluch der Karibik I, II und III" in der Wallilabou in St. Vincent. Nicht mehr alle Boatboys heißen Johnny, nicht mehr alle wollen nur nehmen… Unser Held heißt Alex, eigentlich ja Kirk, aber das ist momentan wohl der ganz falsche Kapitän… Also Alex, das ist unverfänglich.

Alex nimmt Ingrid, Anja und Rainer mit zum Wallilaboufall (Haarshampoo und Duschgel nicht vergessen!), normalerweise ein kurzer Ausflug – nach fast 2 Stunden kommen sie voller Eindrücke, (selbstgepflueckten) Muskatnüssen und natürlich sauber wieder zurück…

Am nächsten, zeitigen Morgen kommt Alex mit einem erruderten! Thunfisch vorbei – unglaublich aber wahr! Fast schon ehrfürchtig haben wir ihn gegessen – nach einem wieder sehr windigen und später auch sehr regnerischen Segeltag. Grau war’s und dunkel das Wasser, so dunkel, dass wir den sich treiben lassenden Wal erst 5 m neben dem Schiff gesehen haben. Das ist nahe, eigentlich schon zu nahe…

St. Lucia, Marigot Bay, Rodney Bay, ein Ausflug nach Castries, der aus unserer Sicht erwähnenswert ist, weil die Rasmus einen Korb bekommt – von Ingrid. Obwohl oder gerade wegen der Freundschaft die die beiden sehr bald verbunden hat, war dieser Korb wohl wichtig – er passt schön an die Reling und die leeren Bierdosen müssen nicht länger im Kübel herumkugeln…

Ein wieder sehr windiger und schneller Segeltag an dem uns Schildkröten über die hohen Wellen begleiten und Pilotwale in guter Entfernung unseren Weg kreuzen – wir sind in Martinique. Nach drei Wochen, ca. 400 sm, einigen Regenschauern, aber auch viel, viel Sonnenschein das Ende unserer gemeinsamen Zeit. Was bleibt mir da noch zu sagen außer vielleicht: schön war’s und meistens auch lecker!

Barbara
Grenada, Prickly Bay am 5. Jänner 2007

PS. Dieter hat soeben die Bestecklade repariert, sie sollte jetzt wieder halten – in jeder Lage und Boe!

Fotos: